Von den Schaberern

Ein Bericht von Franz Streibl

Vor kurzer Zeit glückte Franz Streibl in alten Unterlagen ein interessanter und amüsanter Fund. Er fand ein altes Foto der Schabererbruderschaft von Dorfen und eine Einladungskarte dieser Bruderschaft zu einem Preissingen.

Die Schabererbruderschaft entstand in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts in Dorfen am Rathausplatz. Damals waren schlechte Zeiten, sodass die Handwerker und Geschäftsleute am Rathausplatz sehr wenig zu tun hatten. Mangels Arbeit traf man sich am Rathausplatz und diskutierte über die schlechten Zeiten. Zu den Männern gesellten sich dann auch Kinder und junge Frauen aus den umliegenden Häusern und so bildete sich eine zahlreiche, lustige Gesellschaft. Da die Männer alle von ihrer Arbeitsstätte (wo es keine Arbeit gab) kamen, hatten sie einen Schaber (eine Arbeitsschürze) umgebunden und so kam es zu dem Name „Schabererbruderschaft“. Es wurde dann erzählt, dass es zum Ehrenkodex eines Schaberers gehörte, sich nie so schnell zu bewegen, dass der Schaber flog, außer natürlich, es gab Freibier!

Wir wüssten nicht viel über die Schaberer, wenn unter ihnen nicht auch Rudolf Kirmeyer gewesen wäre. Dieser Heimatforscher und Heimatdichter, der später den Kinderchor des Bayerischen Rundfunks leitete, verfasste ein Gedicht über die Schaberer. Er gehörte ja auch dazu, denn er wohnte im kleinsten Haus am Rathausplatz, rechts neben dem früheren Frisörgeschäft Dichtl, heute Zeitschriften Weilnhammer. Seine Eltern waren Bürstenbinder und seine Mutter betreute die Marktwaage, bis sie nach München verzog. Von Rudolf Kirmeyer haben sich noch einige Gedichte und Zeitungsbeiträge erhalten, darunter ein Aufsatz über die Dorfener Rathausbilder und das Gedicht über das Dorfener Wappen.

Auf diesem Bild sehen wir die ganze Schabererbruderschaft. Handschriftlich sind die Namen vieler Schaberer eingetragen. Nachdenklich stimmt hohe die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die es damals noch am Rathausplatz gab. Mit diesem Gedicht verewigte Rudolf Kirmeyer das Andenken der Schabererbruderschaft.

1932 luden die Schaberer zu einem Preissingen auf den Gänsberg. Welcher Berg damit gemeint war, ist allerdings unbekannt. Unter den Namen der Sängerinnen ließen sich auf jeden Fall die Schwestern Elise, Berta und Paula Dichtl erkennen und die Gastsängerin Agnes Schallmeier ist mit Sicherheit die Agnes Thalmeier von der Schreinerei (heute Einrichtungshaus) Thalmeier.

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