Zu Beginn des Nationalsozialismus in Dorfen

Ein Bericht von Franz Streibl

Nachdem wieder einmal Dorfen im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht, weil hier Neonaziaufmärsche stattfanden, könnte es von Interesse sein auf die Anfänge des Nationalsozialismus in Dorfen zurück zu blicken. Die Nazis hatten es in Dorfen nicht leicht, soviel sei schon einmal im Voraus gesagt.

Dorfen hatte zur damaligen Zeit als Pfarrherrn einen Dr. Graf, der sich offensichtlich entschieden gegen den Nationalsozialismus aussprach. Die Nationalsozialisten reagierten sofort und so lesen wir in der Dorfener Zeitung :

Dorfen, 22. April. (Hochw. Herr Pfarrer Dr. Graf in Schutzhaft genommen) Heute vorm. 10 Uhr wurde Hochw. Herr Parrer Dr. Graf in Schutzhasft genommen. Gründe: Es bestehe Gefahr für sein Leben, Hab und Gut.

Scheinbar reagierte das Ordinariat sofort und drohte mit der Unterlassung des Glockengeleuts und der Unterlassung der Firmung. Diesmal mussten die Nationalsozialisten klein beigeben, denn schon am 27. April lesen wir …….wurde dem Herrn Pfarrer Dr. Graf vom Reichsleiter der SS Himmler, Leiter der politischen Polizei in Bayern eröffnet: Er werde sofort aus der Schutzhaft entlassen werden, sobald er die gegen die Reichsregierung erhobenen Beleidigungen förmlich zurückgenommen hat…… Offensichtlich war der Widerstand in der Bevölkerung zu stark um sich schon jetzt gegen die Kirche durchzusetzen.

Ein Hinweis auf den Widerstand von kirchlicher Seite ist auch ein Zeitungsbericht vom 1. Juni 1934 über die Fronleichnamsprozession. Dort wird ausdrücklich auf die hohe Prozessionsbeteiligung der Gläubigen, besonders der Männer, hingewiesen.

Auch die beiden Bürgermeister Anton Stapfner und Andreas Hornstein mussten abgesetzt werden, freiwillig räumten sie nicht das Feld.

Natürlich auch der damalige Redakeur der Dorfener Zeitung, Josef Martin Bauer, bekam es mit den Nationalsozialisten zu tun. Am 10 März 1933 berichtet er in der Dorfener Zeitung unter der Überschrift In eigener Sache ….Etwa fünf Minuten nach dem Abmarsch der SA Gruppe vom Rathaus wurde ich beim Straßer-Eck von drei SA Leuten gestellt, die mich kategorisch aufforderten, mich sofort ins Partteilokal oder in meine Wohnung zu begeben. Auf meine Frage nach dem Grund dieser Aufforderung wurde mir geantwortet: Das werden Sie schon erfahren! …. Später heißt es noch in dem Bericht …..Die Auseinandersetzung über meine parteipolitische Stellungnahme wurde mehrfach außerordentlich heftig geführt….

Schließlich ist ein Blick auf das Wahlergebnis der Märzwahlen 1933 sehr interessant. In Bayern erreichten die Nationalsozialisten 42, 6 % der Stimmen, die Bayerische Volkspartei 27,3 %. in Dorfen dagegen kamen die Nationalsozialisten auf ca. 33%, die Bayerische Volkspartei dagegen auf 46%! Hatte Bayern, ja Deutschland damals so gewählt wie die Dorfener, dann wäre der Welt viel Leid erspart geblieben!