Die Mariensäule in Dorfen
Ein Bericht von Franz Streibl
Jetzt ist ein günstiger Anlass, um über die Entstehungsgeschichte der Säule zu berichten, denn im Jahre 2019 sind es 165 Jahre her, dass die Säule errichtet und eingeweiht wurde. Pfarrer Schmitter weihte sie am 14. August 1854 ein, am Vorabend vom Fest Marie Himmelfahrt:
Anlass für die Errichtung war ganz offensichtlich das 10jährige Gedächtnis an die Verkündigung des Dogmas von der „Unbefleckten Empfängnis Mariens“ am 8. Dezember 1854. Darum sind auch auf den beiden Wappenschildern zu Füßen der Marienfigur die zwei Datumsangaben „14. August 1864“ und „8. Dezember 1854“ eingemeißelt.
Die Mariensäule ist ein Werk des Wasserburger Steinmetzmeisters und Bildhauers Simon Geigenberger (geb. 10.11.1808; gest. 27.09.1880). Simon Geigenberger war der Sohn eines Zimmermannes und Totengräbers aus Wasserburg am Inn. Auf Wunsch seines Vaters erlernte er das Handwerk eines Schusters, dann eines Maurers. Beide Handwerksberufe sagten ihm nicht zu und er ging nach Neubeuern am Inn um dort als Steinklopfer im Steinbruch zu arbeiten. In seiner Freizeit meißelte er Schriften in Steine und fand dabei so viel Anerkennung, dass er in Tegernsee eine Lehre als Steinmetz begann. Als Steinmetzmeister ließ er sich in Wasserburg nieder und gründete einen Betrieb, der sehr erfolgreich war. Er selbst war in Wasserburg ein angesehener Bürger, Magistratsrat, Offizier der Bürgerwehr, Feldgeschworener u.s.w. Im Alter von 65 Jahren nahm er noch das Wagnis auf sich, ein Grabmal auf der Weltausstellung in Wien auszustellen. Er reiste auch selbst dort hin. Zwar wurde er mit einer Medaille ausgezeichnet, konnte sein Werk aber nicht verkaufen. Es gelangte wieder nach Wasserburg zurück und ist heute an der Kirchenmauer in Eiselfing aufgestellt. Eine Tochter von ihm heiratete übrigens als Barbara Dussler nach Dorfen.
Der damalige Pfarrer und Priesterhausdirektor von Dorfen, Anton Schmitter war ein sehr rühriger Mann. Er gründete neben anderen Anstalten auch das Kloster Algasing. Leider entfernte er auch den Asamaltar aus der Dorfener Wallfahrtskirche. Schmitter erteile nun Simon Geigenberger nach einem Angebot vom 7. Juni 1863 den Auftrag für die Errichtung von einem „Marienbild von Kalkstein 5 Fuß hoch“ und einer zugehörigen „Säule aus 3 Theilen bestehend von Rohrdorfer Marmor in gothischer Architektur“. Ohne Sockel und Eisengitter kostete das Denkmal 371 Gulden. Interessant ist, dass Geigenberger damals schon schreibt, er lege an Stelle einer Zeichnung der Marienfigur eine Photographie bei, da er sich auf das Zeichnen nicht gut verstehe. Die Figur Mariens war übrigens vom Malermeister Joh. Baptist Lueginger (geb. 5.11.1811) mit Ölfarbe grundiert und die Säume des Gewandes wurden von ihm vergoldet. Die Pläne mussten über das Bezirksamt (heute Landratsamt) der Regierung von Oberbayern vorgelegt werden. Die Regierung von Oberbayern hatte an dem Denkmal nichts auszusetzen, äußerte sich aber in sehr beleidigender Art über Sockel und Einfassungsgitter:
„….sowie das dazugehörige Umfassungsgitter nach dem Entwurfe des Wasserburger Steinmetzmeisters Geigenberger zu sehr auch den mäßigsten Ansprüchen aesthetischer Formenbildung zuwiderlaufe, um er ohne gänzliche Um- und Neubearbeitung bei seiner Majestät dem Könige zur allergnädigsten Genehmigung bevorworten zu können.“ Die Regierung von Oberbayern empfiehlt die „Umarbeitung des Entwurfes durch einen künstlerisch mehr gebildeten Techniker zu veranlassen“ Schmitter bleibt aber bei Geigenberger, wenn auch das Gitter etwas anders gestaltet wird. Dafür bedankt sich Geigenberger sehr erfreut und als dann von Ordinariat am 28. Juli 1864 die Vollmacht zur „Benediktion einer Mutter Gottes Statue“ erteilt wird, kann am 14. August die Mariensäule eingeweiht werden. Vermutlich hat man da bewusst den Vorabend vom Fest Marie Himmelfahrt gewählt. Ob eine große Feier zu diesem Anlass abgehalten wurde ist leider nicht bekann. Es muss dann über die Bezahlung zu einigen Differenzen gekommen sein. Das wird in einem unvollständig erhaltenen Brief Geigenbergers vom 27. Nov. 1865 angedeutet. In einem weiteren, undatierten, Brief bedankt sich dann Geigenberger zufrieden für den Erhalt der letzten Rate. Das muss gegen Ende des Jahres 1866 gewesen sein. Mit der Zeit erhielt der Platz in dessen Mitte die Marienstatue stand, den Namen „Marienplatz“. Früher war das nämlich der „Schrannenplatz“ gewesen. Allerdings erlangte die Schranne in Dorfen nie die Bedeutung der Schranne von Erding und wurde bald eingestellt.