Corona-Pandemie – Erinnerungen an die Pestseuche

Ein Beitrag von Wolfgang Lanzinger

Unwillkürlich rufen die derzeitigen Ausmaße der Corona-Pandemie Vergleiche mit Seuchen wach, die in der Menschheitsgeschichte großes Elend ausgelöst haben – in unserer Gegend insbesondere die Pest, auch als der „Schwarze Tod“ bekannt. Diese Epidemie erfasste weite Teile Europas Mitte des 14. und des 17. Jahrhunderts. Laut Aufzeichnungen des Heimatforschers Pfarrer Josef Gammel starb allein im Jahr 1634 – dem Höhepunkt der Ausbreitung – im Markt Dorfen mehr als ein Drittel der Bevölkerung: 323 Personen bei gut 900 Einwohnern. Ein Negativrekord war im November mit 78 Todesopfern zu beklagen. Ganze Familien wurden damals ausgelöscht.
Auch damals erließ die Regierung weitreichende Quarantäne-Maßnahmen und verhängte bei Zuwiderhandlungen drakonische Strafen. Die Pesttoten wurden damals wegen der Ansteckungsgefahr nicht im kirchlichen Friedhof auf dem Ruprechtsberg begraben, sondern westlich des Marktplatzes unweit der Isen. Damals fasste die Bevölkerung Dorfens das Gelöbnis, die Überlebenden würden eine dem Pestheiligen St. Sebastian geweihte Kirche erbauen, wenn die Seuche nur endlich besiegt werden könnte. Bereits 1635 konnte dieser Plan realisiert werden. Seitdem steht die neben dem Pestfriedhof errichtete Sebastianskirche in Dorfen als Mahnmal für diese Schreckenszeit.
In der gegenwärtigen Krisenzeit fühlen wir uns unseren Vorfahren, die die traumatischen Erfahrungen der Pestzeit erleiden mussten, besonders verbunden.

Ein altes Gebet zum hl. Sebastian, das auch als geistliches Lied vertont wurde, lautet:

O heiliger Sebastian,
wir rufen dich von Herzen an,
komm uns zu Hilf in aller Not,
behüt uns vor dem jähen Tod.

O heiliger Sebastian,
wir rufen dich von Herzen an.
Durch deine Marter, Pein und Tod
erbitt bei Gott Hilf‘ in der Not.

Altar St. Sebastian