Die Geschichte zum Exponat
1919 – Revolution in Dorfen
Der Erste Weltkrieg war vorbei, die Monarchie war Geschichte, und Kurt Eisner – der erste bayerische Ministerpräsident – wurde auf offener Straße von einem Rechtsradikalen erschossen: Vom Herbst 1918 bis Frühjahr 1919 überschlugen sich die politischen Ereignisse. Und plötzlich stand auch Dorfen im Mittelpunkt des bayerischen Weltgeschehens: Im April verhaftete die Dorfner Gendarmerie russische Kriegsgefangene, die mit der Eisenbahn Richtung München unterwegs waren. Sie wollten die Räterepublik unterstützen, die nach Eisners Ermordung ausgerufen worden war. Die Verhaftung ärgerte die Münchner Räteregierung – und sie schickte ein bewaffnetes Kommando los, das in der Nacht auf den 24. April in Dorfen ankam und sofort Einwohnerwehr und Gendarmerie entwaffnete. Nachdem es auch die Zeitung übernommen hatte, rückte es wieder ab, und Dorfner Sympathisanten der roten Revolution bestimmten einen neuen Bürgermeister, stellten eine Arbeiterwehr auf und setzten ein Revolutionstribunal ein. Allerdings war der neue Bürgermeister, Badereibesitzer Stapfner, gewiss kein Revolutionär – ebenso wenig wie die Männer der Einwohnerwehr, die in die Arbeiterwehr eingetreten waren. So dauerte die Dorfner Revolution denn auch nur wenige Tage. Reichswehr und Freikorps kämpften im Namen des bayerischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann – der sich in Bamberg verschanzt hatte – gegen die
Räterepublik, auch gegen das rote Dorfen: Am 1. Mai 1919 hielt ein Zug mit Truppen der Regierung Hoffmann in Wasentegernbach und feuerte vier Schüsse Richtung Dorfen, vermutlich aus einer Feldkanone 16 n. A. im Kaliber 7,5 cm. Zwei Granaten schlugen bei der Niedermühle ein, zwei oberhalb der Erber Mühle. Eine der abgeschossenen Kartuschen ist heute im Heimatmuseum zu besichtigen.
Wie es mit den Spartakisten weiterging? Nach den Schüssen warfen sie schnell ihre Waffen und Armbinden weg – und wurden schließlich zu relativ milden Gefängnisstrafen verurteilt. Heute erinnert ein kleiner Gedenkstein an die rote Episode in Dorfens Geschichte: Er steht auf dem Berg westlich der Erber-Mühle, wo die letzte Granate eingeschlagen hatte.