Karl Prechtl
Mehr als 25 Jahre lang hat der profunde Kunstkenner zahlreichen Landkreisbürgern die Heimat näher gebracht. Insbesondere seine Kirchenführungen waren sehr gefragt.
Anfang der 30er-Jahre besuchte der älteste von zwei Söhnen von Elisabeth und Karl Prechtl das humanistische Gymnasium in den Klöstern Metten und Schäftlarn. Nach dem Abitur 1938 begann Prechtl ein Lehramtsstudium an der Lehrerbildungsanstalt München sowie ein Musikstudium bei Professor Eugen Jochum, der einer der bedeutendsten Dirigenten des vergangenen Jahrhunderts war. Doch der Angriff Deutschlands auf Polen im September 1939 und der sich daraus ergebende Weltkrieg führte dazu, dass Prechtl nur noch ein pädagogisches Notexamen machen konnte. Kurz darauf wird er aus seinen pädagogischen und künstlerischen Träumen gerissen. Prechtl muss 1941 als Funker an die Front, unter anderem nach Frankreich und Italien. 1945 gerät der Dorfener in Kriegsgefangenschaft.
Doch er hat Glück: Schon ein Jahr später darf er wieder nach Hause. Er wird Lehrer an der Münchner Volksschule an der Amalienstraße und zugleich Lehrer an den städtischen Singschulen. 1969 wechselt Prechtl an die Grundschule Dorfen und bleibt hier bis zu seiner Pensionierung 1981 – davon viele Jahre lang als Konrektor.
Karl Prechtl war ein hochbegabter Cellist und Orchestermusiker. Er leitete zudem von 1950 bis 1962 und von 1969 bis 1974 als Dirigent die Dorfener Liedertafel. Schon 1950 macht sich Prechtl mit der Liedertafel einen Namen beim Gausängerfest zum 75-jährigen Bestehen des Chores. Der damalige Bürgermeister Eigner würdigt die Leistungen der Liedertafel als „besonderes kulturelles Geschenk an den Markt Dorfen“. Es folgen unter Prechtls musikalischer Leitung umjubelte Opern- und Operettenaufführungen wie etwa „Veronika“ und „Winzerliesel“, bei denen Dorfener Größen wie Gottfried Thalmeier, Franz Anneser, Marianne Braun und Anny Widl glänzen. Auch 1960 kann die Liedertafel unter Prechtl beim Gausängerfest brillieren. Bei der 1200-Jahr-Feier der Stadt Dorfen 1973 dirigiert der Dorfener noch, zwei Jahre später tritt er „unwiderruflich“ zurück – er sieht keine Zukunft mehr für die Liedertafel.
Auch sportlich schreibt Prechtl Geschichte. Er war Initiator und langjähriger Trainer der Eiskunstlaufabteilung des ESC. Ganze Schulklasse haben baff erstaunt seine legendären Schwalben bewundert, die Prechtl, seinen Schülern kunstvoll vorführte.